Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich das Licht der Welt erblickte. Mit knapp zwei Metern und 80 kg war ich ein ganz schöner Brocken, doch das waren die besten Voraussetzungen für meinen Arbeitsplatz, der Praxis einer netten Physiotherapeutin, an dem ich mich richtig entfalten kann – zumindest bis zu ihrer Rente.
Ich bin ein Wunschkind, ausgewählt aus unzähligen verschiedenmöglichen Modellvarianten.
Mein Name ist übrigens Solid. Ich bin das Nesthäkchen unserer Familie. und wie mein großer Bruder Kingsize und unsere Schwester Impuls stamme ich aus Karlsruhe. Hier hat mich das Montageteam der HWK in der Betriebsstätte Hagsfeld 2 an nur einem Tag zu dem gemacht, was ich heute bin: Eine Therapieliege. Meine Einzelteile stammten so weit möglich aus eigener Produktion, und das Wenige, was meine Leute nicht leisten konnten, wie das Lackieren des Grundgestells oder meine Polsterung, überließen sie fachkundigen Händen in der Region.
Und schließlich war es so weit: Alle Einzelteile waren da, und ich wurde zusammengesetzt. Ein Teil des Teams montierte meine Polsterauflage mit all ihren Teilen, also inklusive meiner Kopf- und Armstützen. Suat Mayasilci, mit immerhin 7 Jahren Erfahrung, und ein weiterer Kollege sind DAS Team für ein stabiles Grundgestell. Es wird aus vielen Teilen nach Kundenwunsch zusammengefügt. Bei der „Hochzeit“ des Polsters und des Gestells helfen viele Kollegen mit. Fast fertig. Alles wurde nochmal kontrolliert, und ich erhielt meinen Namen, äh meine individuelle Seriennummer. Dann Auftritt Thomas Koch. Der gelernte Werkzeugmacher ist seit zehn Jahren der Chef des Teams und zuständig für die Endabnahme. Ich bekam das OK, wurde sorgfältig eingepackt und auf die Reise geschickt, um meiner Bestimmung zu folgen.
Ich denke gern an diesen Tag zurück, denn ich wusste mich in den besten Händen. Schließlich machen die meisten im Team ihren Job schon seit Jahren, und sind Allrounder, was ihre Arbeit betrifft, so wie Alexander Meier. Manche von den Jungs brachten bereits Fachwissen mit als sie hier anfingen, sind z.B. Mechatroniker oder waren in der Metallverarbeitung tätig wie Eugen Schmidt. Doch Vorkenntnisse, um hier zu arbeiten, sind keine nötig, so wie im Fall von Günther Brecht, der seine hier erlernten Fähigkeiten auch privat gut einsetzen kann. Diese Erfahrung steht Falk Sanzenbacher noch bevor – er ist erst seit ein paar Tagen dabei.
„Meine Leute arbeiten sehr selbständig.“ habe ich Thomas Koch sein Team loben hören. Zurzeit sind sie zu elft, doch Interessierte sind immer willkommen.
Ich muss jetzt Schluss machen. Mein nächster Patient wartet schon …
Text: Sigrid Hohn
Fotos: Petra Fliege