Zu den Aufgaben der Frauenbeauftragten der HWK – Nadine Brezing, Tanja Brömser und Jennifer Kappel – gehört auch die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen.

Nach längerer, auch pandemiebedingter Pause griff man passenderweise zum Weltfrauentag am 8. März dieses Jahr die Tradition des Frauencafés wieder auf – einer Informationsveranstaltung, bei der die Frauenbeauftragten selbst oder eigens eingeladene Gäste unterschiedliche Themen vorstellen. Zurzeit wird das Café einmal im Quartal ausgerichtet, doch gibt es Überlegungen, das Angebot ab 2025 auf sechs Termine pro Jahr zu erweitern.

Grundsätzlich darf jede Beschäftigte der HWK während ihrer Arbeitszeit am Frauencafé teilnehmen, doch ist es für viele nicht möglich, dazu den ÖPNV zu nutzen. Daher wechselt mit jedem Termin auch der Veranstaltungsort.

Am 29. Mai fand das Frauencafé in der Betriebsstätte Neureut 1 statt. Nadine Brezing und Silja Stiefel, Vertrauensperson der Frauenbeauftragten, freuten sich über das Erscheinen von rund 40 interessierten Beschäftigten. Einige Männer wollten zwar noch beim Aufbau mit dabei sein, respektierten jedoch klaglos, dass die Veranstaltung eine reine Frauenangelegenheit ist.

Nachdem die Teilnehmerinnen zunächst in lockerer Stimmung Kaffee und Kekse genossen hatten, wurde es still, als Nadine Brezing das Mikrofon ergriff und zum offiziellen Teil überging. Sie hatte einen Gast mitgebracht: die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Karlsruhe Alexandra Gabriele Keim, seit Oktober 2022 zuständig für über 700.000 Einwohner*innen und die mehr als 2000 Mitarbeiter*innen des Landratsamts. In dieser Funktion besucht sie regelmäßig Veranstaltungen wie diese und spricht über frauenrelevante Themen.

Dieses Mal war das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen 116 016 Thema, eine Initiative des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Das Angebot, das auch online genutzt werden kann, richtet sich an alle Frauen, die von Gewalt betroffen oder bedroht sind bzw. waren, sowie an Menschen aus deren sozialem Umfeld. Kostenlos, anonym und rund um die Uhr stehen geschulte Mitarbeiterinnen zur Verfügung, die in 18 Sprachen sowie in Leichter Sprache und Gebärdensprache nicht nur beraten, sondern auch helfend eingreifen können.

Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter: Sie kann psychisch, körperlich oder sexuell ausgeübt werden, innerhalb oder außerhalb von Beziehungen, zuhause, in der Öffentlichkeit, in Pflegesituationen oder am Arbeitsplatz, im direkten Kontakt oder digital. Neben tätlichen Übergriffen zählen dazu auch Stalking, Mobbing, Hasskommentare und (sexuelle) Belästigung. Frauen mit Behinderung sind doppelt bis dreifach so häufig Gewalt ausgesetzt wie der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt.

In einer visuellen und kurzen Präsentation in Leichter Sprache stellte Alexandra Gabriele Keim das Hilfetelefon vor – immer den Fokus auf Menschen mit Behinderung, und bemüht, es für alle gut zu erklären. Sie versuchte, Unsicherheit und Scheu zu nehmen, nannte Beispiele und ermutigte immer wieder zum Gebrauch. „Wir finden immer eine Lösung zusammen,“ brachte sie es auf den Punkt.

Ihre Zuhörerinnen waren die ganze Zeit konzentriert und interessiert bei der Sache, stellten Fragen und sparten am Ende nicht mit dem Applaus. Viele sagten anschließend, etwas dazu gelernt zu haben.

Was jedoch bei dieser Veranstaltung am bedeutendsten war, hat kaum einer mitgekommen. Viele waren schon gegangenen, als eine Frau Keim ansprach und um eine Karte mit der Telefonnummer bat.

Text: Sigrid Hohn