Die UN-Kampagne „Orange the World“ widmet sich seit 1991 dem Kampf gegen die Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen. In den 16 Tagen vom 25. November dem „Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen“, bis zum 10. Dezember, dem „Tag der Menschenrechte“, finden weltweit Veranstaltungen und Aktionen zu diesem Thema statt. Die verstärkte Präsenz der Farbe Orange im öffentlichen Raum während dieser Zeit soll die Aufmerksamkeit auf dieses Problem lenken. So gibt es 2024 in Karlsruhe z.B. eine Fahnenaktion der Stadt, und der Turmberg erstrahlt orange.
Am 26.November waren Daniela Gretz und Anja Rook vom Verein zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder e.V. aus Karlsruhe im Frauencafé der HWK in der Betriebsstätte Südstadt zu Gast. Das Frauencafé ist eine von den Frauenbeauftragten organisierte Veranstaltungsreihe, die sich frauenrelevanten Themen widmet, und die sich an alle weiblichen Beschäftigten richtet.
Der Besuch der beiden Referentinnen beruht auf deren eigener Initiative. „Wir haben den Bedarf gesehen, Frauen mit Behinderung direkt anzusprechen.“ so Gretz und Rook. Denn gerade dieser Personenkreis sieht sich zwei- bis dreimal häufiger mit Gewalt konfrontiert als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt.
Der Vortrag befasste sich mit der Thematik Partnerschaftsgewalt, einer Form der Häuslichen Gewalt bei dem Opfer und Tatverdächtige in einer partnerschaftlichen Beziehung sind oder waren.
Diese Gewalt muss nicht immer körperlich sein. „Sie fängt dort an, wo Angst und Hilflosigkeit beginnen.“ erklärt Anja Rook. Sie nimmt sich Zeit, um auf die verschiedenen Ausprägungen von Gewalt, erste Warnsignale im partnerschaftlichen Umgang und die Folgen einzugehen. Und nicht nur die Frauen selbst werden zu Opfern, mitbetroffen sind auch deren Kinder.
„Wir möchten Sie ermutigen, sich Hilfe zu holen.“ so Rook und gibt einen Überblick über die Hilfsangebote in Karlsruhe. Diese reichen von der Webseite des Vereins www.frauenhaus.de über die Beratungsstelle in der Kriegsstraße 148 und dem Hilfetelefon 116 016, bis hin zum Jugendamt und den gut geschulten Beauftragten für häusliche Gewalt, die in jedem Polizeirevier im Stadtgebiet eingesetzt sind.
„Es ist wichtig, dass man es anspricht, wenn etwas auffällt.“ richtet Anja Rook dann auch den Fokus auf das Umfeld der Betroffenen und gibt konkrete Tipps, wie man den Verdacht thematisiert. Sätze wie „Mir ist aufgefallen, dass …“ oder „Ich mache mir Sorgen, weil …“ eignen sich gut zum Einstieg in ein Gespräch. Es ist wichtig einer betroffenen Frau zu vermitteln, dass man ihr glaubt, sie ernstnimmt und ihr Verständnis entgegenbringt, aber auch, dass man ihr Recht auf Selbstbestimmung akzeptiert.
Der Verein ist bemüht, sein Angebot barrierefrei zugänglich zu machen. So organisiert man, wenn nötig auch Besuche vor Ort, und auf der Webseite finden sich Informationen in Leichter Sprache und Online-Angebote.
Das Frauencafé fand diesmal im kleinen Kreis statt: Neben den beiden Frauenbeauftragten Nadine Brezing und Tanja Brömser und deren Vertrauensperson Silja Stiefel waren Ulrike Roelle vom Begleitenden Sozialen Dienst und sechs Beschäftigte erschienen. Wahrscheinlich brauchte es genau diesen Rahmen, dass im Anschluss an die Präsentation ein offener und sehr persönlicher Erfahrungsaustausch zustande kam.
Eine Zusammenfassung in leichter Sprache finden Sie hier.
Text: Sigrid Hohn
Foto: Lebenshilfe/David Maurer